László József Bíró, Erfinder des Kugelschreibers

Name: László József Bíró (geb: Schweiger)

Lebensdaten: von 29. September 1899 in Budapest bis 24. Oktober 1985 in Buenos Aires

In aller Kürze: Der ungarische Erfinder László József Bíró kam auf die Idee des Kugelschreibers. Aus Theorie auch Praxis zu machen und diese herzustellen, gelang ihm erst in Argentinien, nachdem er vor den Nazis hatte fliehen müssen.

Im Detail: Es gibt Geräte, die uns geradezu lächerlich offensichtlich vorkommen mögen, als hätte es sie schon seit Jahrhunderten gegeben; die aber in Wirklichkeit überraschend neu sind. Dazu gehört der Kugelschreiber, der 1930/31 von László József Bíró erfunden wurde.

Dieser wurde unter dem Namen László József Schweiger am 29. September 1899 in Budapest geboren, welches damals schon die Hauptstadt Ungarns war, aber noch zu Österreich-Ungarn gehörte. Er entstammte einer jüdischen Familie, war der Sohn von Mózes Mátyás Schweiger und Janka Schweiger, geb. Ullmann.

Nun war auch in Österreich-Ungarn Antisemitismus leider ziemlich verbreitet. (Man beachte, dass Adolf Hitler ihn ja in Österreich erlernte, bevor er nach Deutschland kam.) Mit dem Namen Schweiger fiel die Familie zwar nicht sofort als jüdisch auf, aber in Ungarn stach der deutsche Nachname durchaus heraus. Deshalb änderte die Familie schon 1905 ihren Namen in das ungarische Bíró, womit László József Bíró den Namen erhielt, unter welchem er später bekannt werden sollte. (Der Name bedeutet übrigens „Richter“.)

Nach seiner Schulzeit wusste der junge László József wohl nicht so recht, wo er hinwollte. Er arbeitete als Journalist, ursprünglich aber nur nebenberuflich. Zunächst versuchte er, Medizin zu studieren, musste jedoch abbrechen. Er probierte es dann unter anderem als Versicherungsmakler und Rennfahrer. Letzteres war vor allem wichtig, weil er 1932 Miterfinder eines Automatikgetriebes wurde, das allerdings nie kommerziell produziert wurde.

Wirklich funktionierte dann doch nur seine Tätigkeit als Journalist, die ihn auch zum Kugelschreiber brachte. Anders als Füllertinte trocknet Druckertinte nämlich sehr schnell. Der Grund dafür ist, dass sie im Druckverfahren mit Walzen unter hohem Druck auf das Papier gepresst wird und daher zähflüssiger sein kann und weniger Wasser enthält. (Daher der Begriff „Drucken“, weil es unter Druck passiert.)

Als Journalist wusste Bíró das natürlich. Als er 1930 ein paar Kinder beobachtete, die Murmeln durch eine Schlammpfütze spielten, kam ihm eine Idee: Eine Kugel in einem Stift könnte die Funktion einer Druckwalze übernehmen und eine praktisch sofort trocknende Schrift auf dem Papier hinterlassen.

Ob László József Bíró damit den Kugelschreiber bereits 1930 erfunden hat, ist allerdings fragwürdig. In der Praxis reicht eine Eingebung selten aus, um eine fertige Erfindung zu haben. Tatsächlich waren vor Bíró noch andere auf diese Idee gekommen. Sie tatsächlich umzusetzen, ist eine ganz andere Herausforderung.

Zwar konnte Bíró schon im Folgejahr auf der Weltausstellung in Budapest einen Prototyp vorstellen, den er mit Hilfe seines Bruders entwickelt hatte. Doch bis zur wirklichen Serienreife sollten noch einige Jahre vergehen. 1938 produzierte er die ersten Schreiber, die aber noch nicht sonderlich gut funktionierten.

Und es sollte erst in Argentinien passieren. László József Bíró floh nämlich während des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie vor den Nazis über Frankreich nach Südamerika. Zwar war er 1938, kurz nach seiner Hochzeit, zum Christentum konvertiert, aber in der nationalsozialistischen Rassenlehre zählte er trotzdem als Jude. (Vgl. Fritz Haber oder Lise Meitner).

Dieser Fluchtweg stand noch längst nicht allen offen. Durch reines Glück hatte Bíró den damaligen Präsidenten von Argentinien in Jugoslawien kennengelernt und konnte diese Beziehung nutzen.

In Argentinien patentierte er den Kugelschreiber 1943 und gründete ein Unternehmen, um dort solche Stifte zu produzieren. (Bíró hatte seine Erfindung schon 1938 in Paris patentieren lassen. Aber da saßen ja gerade die Nazis.) Die Fertigung lief gut an, die Erfindung konnte aber mit Bírós Möglichkeiten ihr Potential jedoch nicht gut nutzen. Schon 1945 verkaufte er daher sein Patent an die Firma BIC, deren Kapital dem neuen Stift erst zum wirklichen Durchbruch verhalf.

Trotzdem ist Bírós Rolle als Erfinder unbestreitbar. In vielen Ländern heißt der Kugelschreiber inoffiziell „Biro“. Und Argentinien machte seinen Geburtstag zum Tag der Erfinder. Besagter Erfinder verstarb im Alter von 86 Jahren am 24. Oktober 1985 in Buenos Aires.

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