Unbekannte Taten bekannter Personen

In diesem Blog geht es eigentlich um Leute, die berühmt sein sollte, aber es irgendwie nicht sind. Doch manchmal haben auch Prominente eine unbekannte Seite, für die sie irgendwie weniger bekannt sind.

Das erste Beispiel wäre Arthur C. Clarke, den wir bereits wegen seiner drei Gesetze kennenlernten. Er war jedoch nicht nur als Science-Fiction-Autor tätig. Er entwickelte auch ein Konzept, welches schon zuvor andere in Ansätzen erkannt hatten: Wenn man Satelliten auf einem geostationären Orbit parken könnte, dann hätte man ein solides Rückgrat für die Funkkommunikation über weite Strecken.

Albert Einstein ist wegen seiner Relativitätstheorie wohl praktisch jedem bekannt. Doch seinen Nobelpreis bekam er gar nicht dafür, sondern für die Beschreibung des sogenannten photoelektrischen Effekts. Damit erklärte das Jahrhundertgenie, wie Licht Elektronen aus der Oberfläche von Metallen lösen kann.

Heute ist Einstein weiterhin so berühmt, dass ihm alle möglichen Zitate zugeschrieben werden, die gar nicht von ihm stammen. Das bekannteste Beispiel einer solchen falsch zugeschriebenen Weisheit ist vermutlich: „Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“ In Wirklichkeit stammt der Satz aus einer Broschüre der amerikanischen Selbsthilfegruppe für Drogenabhängige Narcotics Anonymous.

Wo wir gerade bei Wissenschaftlern sind: Der Mathematiker und Physiker Jean-Baptiste Joseph Fourier ist vor allem für seine Fourier-Transformation bekannt, die jeder kennt, der sich mit Messspektren, Musikformaten, Kompressionsalgorithmen (z. B. JPEG), Erdbeben usw. befasst. Aber er war auch der erste, der den Treibhauseffekt beschrieb. Wir wissen, dass die Atmosphäre die Erde aufheizen kann, seit 1824. Es gibt keinen Menschen auf der Welt, der schon am Leben war, als wir vom Treibhauseffekt erfuhren.

Hirohito war von 1926 bis zu seinem Tode 1989 der 124. Tennō, also japanische Kaiser. Damit war er das Staatsoberhaupt Japans während des Zweiten Weltkriegs, wofür er vor allem berühmt berüchtigt ist. Aber Hirohito war auch begeisterter Meeresbiologe und konnte tatsächlich mehrere wissenschaftliche Artikel veröffentlichen. Diese sind wohl fundiert und relevant, beschreiben unter anderen zuvor unbekannte Meereslebewesen, wurden also nicht bloß zur Veröffentlichung angenommen, um dem Kaiser einen Gefallen zu tun.

Ich hatte an anderer Stelle schon bemerkt, dass ich die Bedeutung von Nikolaus Kopernikus für die Astronomie für überbewertet halte. Doch der Mann war in vielen Forschungsfeldern aktiv, was für Wissenschaftler im sechszehnten Jahrhundert nicht ungewöhnlich war. Was er dabei als erster erkannte, war ein Prinzip, welches später von Thomas Gresham beschrieben und daher fälschlich als Greshamsches Gesetz bezeichnet wird: „Schlechtes Geld verdrängt gutes.“

Zur Zeit von Kopernikus bestand Geld aus Kurantmünzen, also aus solchen, deren Wert an deren Edelmetallgehalt (Gold, Silber) gekoppelt war. Wenn der Münzherr nun den Edelmetallgehalt einer Münze verringerte, wenn ein Gulden bspw. nun weniger Gold enthielt, dann wollten natürlich alle nach Möglichkeit mit den neuen, goldärmeren Münzen zahlen und die alten, goldhaltigeren für sich behalten. So drängte schlechtes Geld das gute aus der Zirkulation.

Wenn Sie Georg Christoph Lichtenberg überhaupt kennen, dann als Quelle von Aphorismen. Aber er war der erste, der Vorschlug, man könne ein einheitliches Papierformat schaffen mit dem Seitenverhältnis eins zu Wurzel aus zwei. Dieses Verhältnis hat den Vorteil, dass wenn man es quer zur langen Kante halbiert, man wieder ein Blatt mit dem Seitenverhältnis eins zu Wurzel aus zwei erhält. Deshalb kann man das Format beliebig rauf- oder runterskalieren, ohne Bilder zu verzerren. Das ist der Grund, warum die Abmessungen des A4-Formats so krumme Zahlen sind (210 mm × 297 mm), weil die Wurzel aus zwei eben krumm ist. Doch diese extrem praktische Eigenschaft ist der Grund, warum heute der Großteil der Welt das A4-Format verwendet (unter der internationalen Norm ISO 216, die aus der DIN-Norm DIN 476-2).

Sie kennen Albert Schweitzer vermutlich als Arzt, Philosophen, Friedensnobelpreisträger und allgemeinen Wohltäter. Aber er war auch Organist, Theologe und schrieb ein zentrales Werk der Forschung über den historischen Jesus, den Priester, der den Ursprung der mystifizierten Darstellung in den Evangelien darstellt: Von Reimarus zu Wrede: eine Geschichte der Leben-Jesu-Forschung. Außerdem verfasste er eine Monografie über Johann Sebastian Bach. Als wenn der Rest nicht genug wäre.

Für sehr viel gewaltsamere Tätigkeiten ist Bud Spencer (bürgerlich Carlo Pedersoli) bekannt. Dabei war der Schauspieler von Prügelrollen im echten Leben alles andere als stumpfsinnig. Er war ein Bastler, der immer wieder kleine Erfindungen patentierte (bspw. ein spezielles Türschloss). Außerdem war er zertifizierter Flugzeug- und Helikopterpilot, gründete mehrere Wohltätigkeitsorganisationen für Kinder und sprach fließend Portugiesisch.

Ebenfalls für seine Sprachfähigkeiten bekannt war John Ronald Reuel Tolkien. Der Autor von der Hobbit und der Herr der Ringe war von Berufswegen Professor für Philologie, also Sprachforscher, und setzte sich mit der Entwicklung von Sprachen und Mythologien auseinander. Was zu diesem gesetzten Leben eines Akademikers gar nicht passen mag: Während seines Studiums in Oxford ging er mit ein paar Kumpels auf Sauftour durch die Stadt, kaperte betrunken einen Bus und fuhr das gestohlene Fahrzeug durch die Stadt. Er hielt an mehreren Stellen an, um der jubelnden Mengen betrunkener Studenten, die dem Fahrzeug gefolgt waren, große Reden zu schwingen.

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