Adolphe Sax, Erfinder des Saxophons

Name: Antoine-Joseph Sax (stets Adolphe Sax genannt)

Lebensdaten: 6. November 1814 in Dinant, Belgien bis 7. Februar 1894 in Paris

In aller Kürze: Adolphe Sax erfand mehrere Blasinstrumente und benannte sie nach sich selbst – allen voran das Saxophon.

Im Detail: Adolphe Sax wurde am 6. November 1814 in Dinant geboren. (Dinant ist heute eine kleine Stadt in Belgien, in der Nähe der französischen Grenze. 1814 gehörte ganz Belgien gerade noch zu Frankreich, wurde aber schon 1815 den Niederlanden zuerkannt und erst 1830 zu einem eigenständigen Königreich.) Adolphe Sax’ eigentlicher Name war Antoine-Joseph Sax, aber er wurde Zeit seines Lebens Adolphe Sax genannt. (Dass damals der Name auf dem Papier und der Rufname öfter nicht zusammenpassten, das sahen wir schon bei Joseph Marie Jacquard.)

Adolphe kam aus einer Familie, die seine Karriere direkt prägen sollte: Sein Vater Charles-Joseph Sax und seine Mutter Marie-Joseph Sax (geb. Masson) waren beide Instrumentenbauer. Im Falle der Mutter durchaus nichts Selbstverständliches, dass eine Frau jener Epoche einen komplexen Handwerkerjob hatte.

Bei so einer Herkunft, sollte es nicht überraschen, dass Adolphe Sax schon in jungen Jahren eigene Instrumente baute. Wann genau er seine ersten Versuche unternahm, ist nicht überliefert. Aber im Alter von 15 Jahren konnte er zwei Flöten und eine Klarinette fertig stellen, die immer nutzbar genug waren, um diese bei einem Wettbewerb einzureichen.

Das Sax überhaupt das Alter von 15 Jahren erreichte, war ein mittelschweres Wunder, selbst wenn man die Kindersterblichkeit des frühen 19. Jahrhunderts außer Acht lässt. Der junge Adolphe hatte nämlich entweder wirklich viel Pech oder keinen Selbsterhaltungstrieb (oder beides). Als kleines Kind stürzte er drei Stockwerke tief und holte sich eine so schwere Kopfwunde, dass die Augenzeugen zunächst dachten, er wäre verstorben. Er trank als Kleinkind auch Essigwasser und verschluckte zu einem anderen Zeitpunkt eine spitze Nadel. Bei anderer Gelegenheit zog er sich schwere Verbrennung bei einer Schwarzpulverexplosion zu und fiel (wieder zu einem anderen Zeitpunkt) auf eine heiße Pfanne und verbrannte sich ebenfalls schwer. Einmal fiel er mit einer Kopfwunde in den Fluss und wäre fast ertrunken. Angeblich hatte seine Mutter sich bereits mit dem frühen Tode ihres Sohns abgefunden und hielt es für eine reine Frage der Zeit, bis Adolphe das Zeitlichte segnen würde. (Tatsächlich sollte er das stattliche Alter von 79 Jahren erreichen.)

Wie durch ein (oder mehrere) Wunder überlebte Adolphe Sax diese Bedrohungen und konnte an das Königliche Konservatorium Brüssel (französisch: Conservatoire royal de Bruxelles, niederländisch: Koninklijk Conservatorium Brussel) gehen, um dort das Flöten- und Klarinettenspiel zu erlernen.

Obwohl er diese Ausbildung durchaus meisterte, war Sax wohl nicht zufrieden mit den konventionellen Instrumenten. Nach seiner Rückkehr in die Werkstatt seiner Eltern überließ er diesen die Herstellung solcher gewöhnlichen Instrumente, während er neue erfinden wollte.

Und das tat Adolphe Sax mit Erfolg. 1839 konnte er eine neue Form von Bassklarinette zum Patent anmelden. Über den Verlauf seiner Karriere würde er eine ganze Familie neuer Blassinstrumente entwickeln. 1842-1843 entwickelte er das neue Saxhorn als erstes Mitglied dieser Reihe. 1846 konnte er dann sein zentrales Meisterwerk zum Patent anmelden: das Saxophon.

(Übrigens ein Stück unnützes Wissen für das nächste Pub-Quiz: Weil das Saxophon ein hölzernes Rohrblatt verwendet, um seine Töne zu erzeugen, gilt es als Holzbläser, auch wenn es größtenteils aus Metall besteht.)

Sowohl Saxhörner, als auch Saxophone waren sofort Welterfolge. Die Musikwelt feierte sie und damit auch Adolphe Sax, dessen Namen die Instrumente ja auch in ihren Namen trugen. (Vergleichen Sie dies mit Bartolomeo Cristofori, der ebenfalls ein extrem wichtiges Musikinstrument erfunden hat, aber noch in einer Zeit lebte, bevor man Erfindungen nach ihren Erfindern benannte.)

Heute gibt es Millionen von Saxophonen in der Welt, in 12 verschiedenen Typen, wenn auch nur sechs Sorten davon so wirklich erfolgreich sein. Schon in der Musik aus Sax’ Zeit waren sie ein Welterfolg, der mit der Erfindung der Jazz-Musik zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch weiter befeuert wurde.

Ihr Erfinder konnte davon jedoch nur bedingt profitieren. Adolphe Sax war bereits 1842 nach Paris umgezogen, wo er bis zu seinem Tode wohnen sollte. Doch auch sein Ruf und sein Wohnort im Zentrum von Frankreich konnten ihm nicht helfen, die Patente auch durchzusetzen, die ihm zuerkannt wurden. Denn viele seiner Konkurrenten machten seine Instrumente nach. Dieser Ideenklau wird häufig als Ursache dafür angeführt, dass Adolphe Sax ständig pleite war – erst musste dreimal Insolvenz anmelden: 1852, 1873 und 1877.

Ob das stimmt, ist schwer zu prüfen. Einerseits gibt es durchaus gute Argumente für die Existenz von Patenten, andererseits konnte viele Erfinder auch ohne Patente massiv von ihrer Erfindung profitieren, trotz Nachahmern und erstrecht, wenn die Erfindung mit ihrem Namen verbunden war. Insofern wäre es genauso möglich, dass Adolphe Sax einfach nicht mit Geld umgehen konnte. Die Fertigkeit, innovative Instrumente zu bauen, und die Fähigkeit, ein Geschäft zu führen, haben schließlich wenig miteinander zu tun. Und so hatte Sax eigentlich ständig Geldnöte, bis er am 7. Februar 1894 im Alter von 79 Jahren in Paris verstarb – an Lungenentzündung und völlig verarmt.

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