Name: Bartolomeo Cristofori di Francesco
Lebensdaten: 4. Mai 1655 in Padua bis 27. Januar 1731 in Florenz
In aller Kürze: Bartolomeo Cristofori erfand ein Tasteninstrument namens Pianoforte. „Piano-forte“ ist Italienisch und bedeutet „leise-laut“, denn genau das war die große Neuerung: Während das Cembalo immer die gleiche Lautstärke hat, konnte Cristoforis Instrument verschiedene Lautstärken spielen. Das moderne Klavier war geboren.
Im Detail: Bartolomeo Cristofori di Francesco wurde in Padua geboren, was damals Teil der Republik Venedig war. Über seine Jugendzeit ist praktisch nichts bekannt und das meiste, was über die Jahrhunderte behauptet wurde, hat sich mittlerweile als falsch herausgestellt. Weil seine Erfindung des Klaviers ihn so berühmt machte, wurde eine Vielzahl von alten Instrumenten aus dieser Zeit ihm als Erbauer zugeschrieben, was in den meisten Fällen mehr als fragwürdig ist.
Wirklich solide Quellen liegen uns erst 1688 vor, als Cristofori 33 war. In diesem Alter muss er eine hinreichende Kunstfertigkeit besessen haben, dass Ferdinando de Medici ihn anheuerte, um ab Mai 1688 in Florenz zu arbeiten.
De Medici war der Prinz und Thronerbe des Großherzogtums Toskana. Wie es sich genau ereignete, dass Cristofori diese lukrative und angesehene Stelle bekommen konnte, das ist wieder nicht überliefert. Wir wissen nur, dass der Prinz in diesem Jahr nach Venedig reiste, um den dortigen Karneval zu besuchen. Daher liegt die Vermutung nahe, der Adelige sei aus seinem Weg durch Padua gekommen und hätte den kunstfertigen und erfinderischen Handwerker getroffen. Auch welche Arbeitsbedingungen und Verpflichtungen er gegenüber seinem Patron genau hatte, ist nur lückenhaft zu rekonstruieren. So wissen wir zwar, dass Bartolomeo Cristofori außergewöhnlich gut bezahlt wurde. Die überlieferten Rechnungen führen aber kein einziges Instrument von seiner wichtigsten Erfindung auf: Es gibt nicht eine dokumentierte Anfertigung eines Klaviers, welches Ferdinando de Medici in Rechnung gestellt worden wäre.
Was wir sicher sagen können, ist, dass sich der Prinz nicht nur monetär um seinen genialen Instrumentenbauer kümmerte. Cristofori wurde ein Haus und eine gut ausgestattete Werkstatt gestellt. Außerdem hatte de Medici allgemein eine Faszination für Maschinen, weshalb Cristoforis Tüfteleien seinem Herrn vermutlich gefielen. Auf jeden Fall konstruierte der Instrumentenbauer in dieser Zeit nicht nur eine Reihe von Tasteninstrumenten, vor allem Cembalos, sondern arbeitete an einer komplett neuen Technik: dem Pianoforte.
Um das Jahr 1700 herum muss der erste Prototyp gestanden haben. Tasteninstrumenten waren an und für sich nichts Neues. Das Cembalo existierte schon im Spätmittelalter. Es ist für das 14. Jahrhundert belegt und so alt, dass wir nicht sagen können, wer es eigentlich wann erfand. In einem Cembalo bewegt der Tastendruck ein Plektrum, welches damit eine Saite zupft. Der Nachteil an dieser Technik ist, dass die Lautstärker immer gleich ist, egal wie kräftig man drückt. Man sagt, das Cembalo habe keine Anschlagsdynamik. (Eine Orgel übrigens auch nicht, dort kann man die Lautstärke aber über die Register einstellen.)
Diese Anschlagsdynamik führte Cristofori ein, indem er die Saiten nicht zupfen, sondern mit kleinen Hämmern anschlagen ließ. Das ist technisch nicht so einfach, wie es zunächst erscheinen mag. Der Hammer darf nicht auf der Saite liegen bleiben, sonst schwingt sie nicht, sondern muss schnell zurückgezogen werden. Der große Vorteil ist aber, dass der Ton umso lauter wird, je fester der Hammer auf die Saite schlägt, und damit je fester man die Taste drückt. Diese Eigenschaft war so revolutionär, dass sie dem Instrument seinen italienischen Namen verlieh: „Piano-forte“ = „leise-laut“. Ursprünglich hieß es „Arpicimbalo del piano e forte“ („Harfencembalo in leise und laut“), was später verkürzt wurde.
Der Erfolg dieser neuen Erfindung war zunächst durchwachsen. Einerseits waren diese ersten Leise-lauts eher leise als laut. Mit den technisch viel weiter ausgereiften Cembalos könnten sie bei der Lautstärke nicht gut mithalten. Anderseits waren sie auch sehr aufwendig zu bauen und kaum jemand hatte die nötige Kunstfertigkeit. (Am Anfang konnte das sinnvoller nur Cristofori.) Dementsprechend waren die ersten Klaviere sehr teuer, selbst für handgefertigte Tasteninstrumente, die eh nur für die Oberschicht bezahlbar waren. So wurden nur ein paar Dutzend Pianos zur Lebzeit ihres Erfinders gebaut.
Heutzutage ist das ganz anders. Das Klavier entwickelte sich zum Standardtasteninstrument, welches bis heute hochangesehen ist. Die Zahl der Pianos in Deutschland allein wird auf über 1,5 Millionen geschätzt. Weltweit geht man von einer Zahl in den deutlich zweistelligen Millionen aus.
Bartolomeo Cristoforis Patron starb, bevor er den Thron als Großherzog besteigen konnte, aber der Instrumentenbauer war kompetent genug, dass die Medicis ihn weiterhin anstellten. Allerdings nahm deren Reichtum immer weiter ab, sodass Cristofori sich weitere Kunden suchen musste, bspw. den König von Portugal, und seine Instrumente weiter verbreitet wurden als bloß Italien. Cristofori selbst blieb allerdings den Rest seines Lebens in Florenz. Er erreichte eine Alter von 75 Jahren und starb am 27. Januar 1731.
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