Name: Amalie Auguste Melitta Bentz, geb. Liebscher
Lebensdaten: 31. Januar 1873 in Dresden bis 29. Juni 1950 in Holzhausen an der Porta Westfalica
In aller Kürze: Bevor Melitta Bentz den Kaffeefilter erfand, schwamm das Kaffeepulver im Getränk mit herum, sammelte sich überall und verdreckte einem oft die Zähne. Insofern hat Melitta Bentz bis heute viele, viele Jünger, die ohne ihren Kaffee einfach nicht in den Tag starten können.
Im Detail: Kennen Sie den Begriff „Kaffeesatz lesen“? Der kommt daher, dass man früher Kaffee ohne Filter aufgoss. Dann blieb das braune, dann schlammige Pulver in der Kanne zurück und bildete ein braunes, chaotisches Muster – der sogenannte Kaffeesatz (weil er sich absetzt). Wer den Kaffeesatz las, der versuchte, aus diesen zufälligen Mustern Zeichen für die Zukunft zu lesen. (Harry-Potter-Fans kennen das Konzept in der britischen Variante, wo man es mit Teeblättern machte.)
Kaffeesatz mag als Orakel gedient haben, aber eigentlich war er vor allem nervig. Er ist zwar schwerer als Wasser und setzt sich somit ab, aber ein bisschen schwebte trotzdem immer in der Flüssigkeit herum. Das feine Pulver landete überall – auf allen Gefäßen (störend in einer Zeit vor dem Geschirrspüler), auf den Zähnen (unästhetisch) usw.
Schon zu Melitta Bentz’ Zeiten gab es Filter, um das Kaffeepulver zu entfernen. Doch diese arbeiteten mit Stoff oder Löschpapier. Sie mussten oft noch zugeschnitten werden und entfernten das Pulver auch oft nicht vollständig.
Der erste Bentz’sche Kaffeefilter bestand aus einer Metalldose, deren Boden sie mit einem Nagel durchlöchert hatte. Auf dieses „Sieb“ legte sie dann eine Scheibe aus Löschpapier, das sie aus dem Löschpapier aus den Schulheften ihrer Söhne ausgeschnitten hatte.
Und daraus entwickelte Melitta Bentz ein Geschäftsmodell: Einen Rundfilter für Kaffee mit vorausgeschnittenen Filterblättern, noch 1908 vom kaiserlichen Patentamt abgesegnet.
Das Unternehmen florierte rasch, auch weil Melitta Bentz sehr flexibel auf Herausforderungen reagierte. So stellte sie die Produktion in den Jahren des ersten Weltkriegs auf Kartons um, weil Kaffee aufgrund der Versorgungslage im Deutschen Reich kaum zur Verfügung stand. Damit brachte sie das Unternehmen und ihrer Kinder durch den Krieg, während ihr Mann an der Front war.
Nach dem Krieg ging der Markt für Kaffee wieder nach oben und so wuchs das Unternehmen rasch. Bis zu ihrem Tod war das Familienunternehmen so groß, dass es bis heute erfolgreich bleibt.
Sogar den Zweiten Weltkrieg überstand es, auch wenn hier die Umstellung der Produktion nicht freiwillig passierte. Auf Anweisung der Reichsregierung musste man statt Kaffeefiltern kriegswichtige Güter herstellen.
Heute ist die Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG wieder in ihrem Kerngeschäft tätig und bringt täglich abertausende von Menschen zu einem friedlichen Kaffee zusammen. Die Geschichte von Melitta Bentz mag wenig bekannt sein, aber ihre unwissenden Jünger genießen ihre Erfindung trotzdem jeden Tag.
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