Name: Dr. Karlheinz Brandenburg
Lebensdaten: geboren am 20. Juni 1954 in Erlangen
In aller Kürze: Heutzutage werden wichtige Technologien nicht mehr von nur einer Person entwickelt. Daher hat das MP3-Format keinen einzelnen Erfinder. Doch es hat einen Vater, der so ziemlich im Zentrum der Entwicklung stand: Karlheinz Brandenburg.
Im Detail: Es ist wohl ziemlich absurd, dass die meisten von uns ohne Probleme einflussreiche Sänger und Bands der letzten Jahrzehnte nennen könnten, aber nur die wenigsten Menschen wissen, wer hinter einer der wichtigsten Revolutionen in der Musikbranche steckte: die digitale Musik und das MP3-Format.
Brandenburg studierte Elektrotechnik und Mathematik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Tatsächlich hat er in beiden Gebieten ein Diplom. 1989 erlangte er seinen Doktortitel.
Und schon in seiner Doktorarbeit befasste er sich damit, wie man Audiodateien komprimieren könnte. Diese Forschung führte am Ende zum MP3-Format. Das Konzept ist auf dem Papier sehr simpel: Wir komprimieren Audio-Dateien (z. B. Musik) nicht für irgendwen, nicht für Hunde, Katzen oder Wale, sondern für Menschen. Und Menschen haben nicht gerade das beste Gehör. Sie können zwei sehr ähnliche Töne nicht auseinanderhalten. Wenn sie laute Töne vernehmen, können sie die leisen Hintergrundnoten nicht ausmachen. Deshalb kann man viele Noten einfach weglassen und muss nur die übrigen speichern.
Das klingt banal, ist in der Praxis aber gar nicht so einfach. Was Brandenburg und seine Mitarbeiter und Kollaborationspartner schafften, war diese biologischen Schranken in mathematische Konzepte zu überführen.
Diese Entwicklung ging 1982 los, kam aber erst Jahre später zum Abschluss. 1989 wurde es zum internationalen Standard. 1992 bekamt es dann seine heutige Bezeichnung: Moving Picture Experts Group-1 Audio Layer III, kurz MP3. An dieser langen Abkürzung erkennen Sie zwei Dinge: Erstens, dass das Format ursprünglich für Filme gedacht war (moving pictures), und zweitens, dass damals Dateiabkürzung stets dreistellig sein mussten, egal wie absurd viel man von der Bezeichnung dann weglässt.
Das MP3-Format ist also aus den frühen 1990ern, wird aber erst um die Jahrtausendwende wichtig, als Übertragungsraten so stark steigen, dass digitale Musik die Welt erobert. (Und damit natürlich auch Raubkopien übers Internet.) Auf diese Weise hat Karlheinz Brandenburgs Forschung die moderne Musikindustrie geformt.
Karlheinz Brandenburg ist heute Mitglied verschiedener internationaler Standardisierungsgremien, Fellow of IEEE und Fellow der Audio Engineering Society (AES). Obwohl er in Ilmenau (Thüringen) tätig ist, ist er ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech). Was wohl niemanden überraschen sollte, wurde Brandenburg mit Preisen überhäuft und nennt mehrere Ehrendoktortitel sein Eigen.