Karl-Adolf Schlitt, Wehrmachtsoffizier und zu dumm zum Schei***

Name: Karl-Adolf Schlitt

Lebensdaten: 16. April 1918 in Laboe bis 7. April 2009

In aller Kürze: Karl-Adolf Schlitt war im Zweiten Weltkrieg Kommandant des deutschen U-Boots U 1206. Er schaffte es allen Ernstes, das Boot durch Fehlbedienung der Bordtoilette zu versenken. Später leitete er die Kieler Nachrichten (daher das Foto dieses Beitrags).

Im Detail: Karl-Adolf Schlitt wurde 1918 in Laboe geboren, einem Vorort von Kiel, der immer sehr der Marine verhaftet war. (Heute steht dort das Marineehrenmal.) So trat Schlitt nach dem Abitur 1937 der Kriegsmarine bei. Knapp bevor der Zweite Weltkrieg ausbrach, schloss er seine Grundausbildung als Offizier ab und war zu Kriegsbeginn somit Leutnant zur See. Schon Oktober 1939 wurde er zur Luftwaffe abkommandiert, wo er auf Kriegsschiffen Bordfliegerstaffeln befehligte. August 1943 wechselte er wieder zur Marine – genauer gesagt zur U-Boot-Waffe. Hierzu wurde er bis Juni 1944 ausgebildet und kam als Kapitänleutnant aus dieser Ausbildung heraus. Juli 1944 wurde Karl-Adolf Schlitt direkt das Kommando über ein U-Boot übertragen, das Gefährt U 1206.

U 1206 war allerdings zunächst ein Ausbildungsschiff und erst kurz vor Kriegsende, am 6. April 1945, rückte es zu seinem ersten Kampfeinsatz in Richtung Schottland aus. Zu einem Feindkontakt kam es jedoch nie, weil Kommandant Schlitt schon am 14. April das U-Boot höchst selbst versenkte, weil er zu dumm zu defäkieren war.

Das Boot war nämlich mit einer hochmodernen Toilette ausgestattet. Zu Beginn des Krieges mussten U-Boote auftauchen, um ihren Unrat abzuwerfen. Mit der immer schwierigeren Lage für die deutschen Truppen wurden die U-Boote dabei aber zunehmend häufig unter Beschuss genommen. Die Lösung: Deutsche Ingenieure entwickelten eine Bordtoilette, die den Unrat unter Wasser ausstoßen konnte. Das war durchaus nicht banal wegen des großen Außendrucks unter Wasser, sodass die Technik recht kompliziert zu bedienen war. Daher durfte man auch nicht selbst spülen, sondern es gab extra dazu ausgebildete Fachmänner, die die Ventile richtig steuern konnten.

Karl-Adolf Schlitt war offenbar der Ansicht, er könne das schon selbst, bediente das Gerät falsch und schon schoss Meerwasser in das U-Boot. Das Wasser konnte nicht mehr aufgehalten werden und kam schließlich bis zur Batterie, wo das Salz im Meerwasser zu giftigem Chlorgas oxidiert wurde. U 1206 musste auftauchen und wurde prompt von der britischen Luftwaffe beschossen. Summa summarum ging das U-Boot verloren, vier Männer starben und weitere 46 (darunter Kapitänleutnant Schlitt selbst) gerieten in Kriegsgefangenschaft – bloß, weil der Kommandant seine Fähigkeiten in der Klobedienung überschätzt hatte.

Schlitt blieb bis Februar 1948 in Gefangenschaft und wurde sogar als Zeuge bei den Nürnberger Prozessen auffällig. (Er bestätigte mit vielen anderen zusammen, der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine Großadmiral Karl Dönitz habe keine Mordbefehle gegen Mannschaften untergegangener alliierter Schiffe erteilt.)

Wieder in Deutschland studierte er Rechtswissenschaft und ging später in die Kreisverwaltung von Oldenburg. Mit bloß 52 Jahren ging er in den Ruhestand, als 1970 die Landkreise Oldenburg und Eutin zu Ostholstein fusioniert wurden.

Danach wurde er Verlagsleiter der Zeitung Kieler Nachrichten. Als er 1982 auch diese Tätigkeit niederlegte, setzte er sich selbst ein Denkmal: Er ließ vor dem Verlagsgebäude eine Bronzestatue eines Zeitungsjungen errichten (Foto oben). Das Denkmal lässt allerdings in keiner Form erkennen, wie unrühmlich sein Stifter ein U-Boot versenkte.

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