Wie schon in Teil 1 und Teil 2 bemerkt, gibt es eine Reihe von bekannten Dingen, die offensichtlich nach jemandem benannt wurden. Nur nach wem, dieses Wissen ist oft weniger weit verbreitet.
Deshalb hier eine kurze Liste von Unprominenten, nach denen bekannte Dinge benannt sind:
Der Eiffelturm ist nach dem Ingenieur Alexandre Gustave Eiffel benannt. Entgegen anders lautender Gerüchte war er mitnichten der Architekt des Gebäudes, das wäre Stephen Sauvestre gewesen, sondern der zentrale Kopf hinter dem Projekt und der Entwickler des damals neuen Bauverfahrens, um hohe Türme aus Stahlträgern zu errichten. Eiffel hatte übrigens deutsche Vorfahren und kam unter dem Namen Bonickhausen dit Eiffel zur Welt, den er 1880 auf Eiffel verkürzte, weil seine Mitfranzosen den Namen Bonickhausen einfach unaussprechlich fanden.
Die Apfelsorte Granny Smith wurde von der Obstbäuerin (und Großmutter) Maria Ann Smith durch puren Zufall hervorgebracht. Wieso das reiner Zufall war, bedarf vielleicht einer Erklärung: Apfelbäume sind Klone. Aller Wahrscheinlichkeit nach war jeder einzelne Apfel, den Sie je aßen, geklont. Man kann Apfelbäume auch geschlechtlich fortpflanzen. Das können Sie sogar selbst machen: Kaufen Sie ein paar Äpfel und stecken Sie die Kerne in Erde. Daraus wachsen Apfelbäume, die nach ein paar Jahren auch Äpfel tragen. Aber diese Äpfel wollen Sie nicht essen. Wie sich herausstellt, weisen Äpfel sehr unterschiedliche Früchte auf. Die Tochteräpfel schmecken und riechen ganz anders als die Mutteräpfel. Soweit noch kein Problem, jedoch stellt sich auch heraus, dass die allermeisten Äpfel für Menschen zum Brechen eklig schmecken. Dass ein Apfel tatsächlich genießbar ist, ist bei weitem die Ausnahme. Wenn man dann mal durch großes Glück einen leckeren Apfel bekommt, pflanzt man den nicht geschlechtlich fort, denn die Tochteräpfel schmecken dann wieder eklig. Also zieht man einen Ableger und veredelt einen Baum. Das ist eine Form von Klonen, die wir seit Jahrtausenden beherrschen. Das bedeutet natürlich, dass alle Äpfel einer Sorte genetisch identisch sind, eben Klone voneinander, das ist ja die ganze Absicht dahinter. Neue Apfelsorten entstehen deshalb in aller Regel, wenn jemand Apfelbäume doch einmal geschlechtlich fortpflanzt und großes Glück hat. In diesem Fall wäre das Maria Ann Smith, deren Apfelbaum man dann durch Veredelung klonte.
Die Gregorianischen Choräle (die typischen mittelalterlichen Kirchengesänge) wurden in der römischen Gesangsschule Schola Cantorum gesammelt, welche angeblich um das Jahr 600 herum vom Papst Gregor I. (auch Gregor der Große) gegründet wurde. Ob das wirklich Gregors Werk war, ist nicht eindeutig überliefert, wurde aber im 9. Jahrhundert allgemein angenommen, als die Choräle im Nachhinein nach ihm benannt wurden.
Circa 900 Jahre trennen Gregor I. von Gregor XIII. (geb. Ugo Boncompagni), der im 16. Jahrhundert die Entwicklung des Gregorianischen Kalenders in Auftrag gab und diesen 1582 anordnete, um die Abweichung des vorherigen Julianischen Kalender vom tatsächlichen Sonnenlauf auszugleichen. (Man beachte die Bezeichnung „Sonnenlauf“, weil Gregor XIII. und seine Experten noch davon ausgingen, die Erde stünde im Mittelpunkt des Universums. Das heliozentrische Weltbild war zwar schon 1543 von Kopernikus vorgeschlagen worden, wurde aber erst 1609 durch Keppler und Galileo solide durch Beobachtungen belegt. Dadurch wurde es von den Experten dann rasch anerkannt. Die Päpste brauchten deutlich länger dafür.)
Das vor wenigen Tagen ins All geschossene James-Webb-Weltraumteleskop wurde benannt nach James Edwin Webb, dem zweiten Administrator der NASA. Unter seiner Leitung und durch sein überzeigendes Werben wurde der NASA das Apollo-Programm bewilligt und durchgehend finanziert. Letzteres kommt uns heute banal vor, dass man nicht auf dem Weg zur legendären Mondlandung aufgab, aber dem Programm drohte mehrfach das Geld auszugehen, weil damals ja auch niemand wissen konnte, dass die Mondlandung gelingen würde.
Louis Leitz erfand den Leitz-Ordner, welcher heute Standard in Deutschland und großen Teilen der Welt ist. (Locher und Aktenordner im Allgemeinen wurden von Friedrich Soennecken erfunden.)
Wir messen Vielfache der Schallgeschwindigkeit in der Einheit Mach nach dem Physiker Ernst Mach, zu dessen Forschung es unter anderem gehörte, Luftströmungen um fliegende Projektile herum zu untersuchen.
Ein improvisierter Brandsatz zum Werfen heißt Molotow-Cocktail in Anlehnung an den sowjetischen Außenminister und engen Vertrauten Stalins Wjatscheslaw Michailowitsch Molotow. Dieser hat ihn aber mitnichten erfunden. Die Namensgebung geht darauf zurück, dass Molotow das sowjetische Bombardement Finnlands im Ausland damit rechtfertigen wollte, die Bomber der Roten Armee würfen nur Nahrungsmittellieferungen ab. Die Finnen nannten die Bomben der UdSSR deshalb lakonisch „Molotow-Brotkörbe“. Die Brandsätze, die die eigentlich völlig unterlegenen finnischen Truppen mit großem Erfolg gegen die Sowjets einsetzten, bezeichneten sie daher als die Cocktails zu den „Brotlieferungen“.
Wir messen Druck in der Einheit Pascal zu Ehren des Mathematikers, Physikers und Philosophen Blaise Pascal.
Der Rorschachtest, also der berühmte psychologische Test, bei dem man Bilder in Tintenkleksen sehen soll, wurde von Hermann Rorschach erfunden. Der Test gilt heute übrigens als widerlegte Pseudowissenschaft.