Ach, nach dem ist das benannt! (Teil 5)

Wie schon in Teil 1, Teil 2, Teil 3 und Teil 4 bemerkt, gibt es eine Reihe von bekannten Dingen, die offensichtlich nach jemandem benannt wurden. Nur nach wem, dieses Wissen ist oft weniger weit verbreitet.

Deshalb hier eine kurze Liste von Unprominenten, nach denen bekannte Dinge benannt sind:

Der Boykott trägt seinen Namen nach Charles Cunningham Boycott, einem britischen Gutsverwalter auf Irland. Als britischer Machtmensch in Irland war er von Anfang an unbeliebt. Aber seine drakonischen Versuche, den Gehorsam seiner Pächter zu erzwingen und deren Zahlungen einzutreiben, sorgten dafür, dass niemand mehr bereit war, mit ihm zu arbeiten – von Bauern, über Lohnarbeiter bis zur Eisenbahn. Dann versuchte er, mit Soldaten seine Macht durchzusetzen. Selbst das funktionierte eher schlecht als recht, sodass Boycott am Ende aus Irland verschwinden musste.

Die Dominikaner-Mönche wurden 1170 von St. Dominicus gegründet. Als Mann spanischer Herkunft war sein ursprünglicher Name Domingo, welcher zu Dominicus latinisiert wurde.

Der typische Glaskolben mit Standfläche am Boden, der geradezu zum Klischeebild für Chemie geworden ist, trägt den Namen Erlenmeyerkolben. Benannt ist er nach seinem Erfinder, dem Chemiker Richard August Carl Emil Erlenmeyer. Auch sein Sohn Friedrich Gustav Karl Emil Erlenmeyer und sein Enkel Hans Friedrich Albrecht Erlenmeyer waren erfolgreiche Chemiker.

Die Franziskaner-Mönche sind marginal jünger als die Dominikaner. Sie wurden um 1210 von Franz von Assisi (lateinisch: Franciscus Assisiensis) gegründet. Diese Tradition ist aktuell sehr einflussreich in der Römisch-Katholischen Kirche, hat sich doch der aktuelle Papst nach ihrem Gründer benannt.

Hermann Ludwig Heinrich Fürst von Pückler-Muskau war ein großer Freund der Speiseeiskombination Vanille-Schokolade-Erdbeere. Wir nennen sie daher Fürst-Pückler-Eis. Der Königlich-Preußische Hofkoch Louis Ferdinand Jungius hatte sie ihm gewidmet. Der Koch revanchierte sich damit wohl für etwas Hilfe zum Beginn seiner Karriere. Dass es mitnichten der Fürst gewesen war, der Jungius geholfen hatte, sondern dessen Ehefrau, aber die Ehrung trotzdem an ihren Mann ging, spricht Bände über den Sexismus dieser Zeit.

Die Eliteuniversität Harvard University trägt ihren Namen nach ihrem Gründer, dem puritanischen Kleriker John Harvard. Es mag etwas egomanisch wirken, eine Hochschule nach sich selbst zu benennen. Fairerweise muss man aber sagen, dass der Ort der Institution nicht hilfreich gewesen wäre. Die Harvard University liegt in Cambridge, Massachusetts, was sehr verwirrend sein kann wegen des Cambridges in England, was ebenfalls eine legendäre Universität beheimatet.

Das Heimlich-Manöver mit dem in der Ersten Hilfe Erstickende gerettet werden können, wurde von Henry Jay Heimlich erfunden. Dessen Nachname spricht sich übrigens nicht deutsch, sondern englisch aus, weil er in Amerika geboren wurde.

Das typische blaue Leuchten eines aktiven Kernreaktors heißt Tscherenkow-Strahlung. Zum ersten Mal beschrieben wurde es von dem Kernphysiker Pawel Alexejewitsch Tscherenkow (russisch: Павел Алексеевич Черенков). Sie entsteht, weil durch die extremen Energien die Kernreaktionen, sehr schnelle geladene Teilchen ausgesendet werden. Während sich nichts schneller bewegen kann als die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum, ist die Lichtgeschwindigkeit in anderen Medien (z. B. Wasser) langsamer. Dann können sich Teilchen schneller durch ein Medium bewegen als die Lichtgeschwindigkeit in jenem Medium. Wenn es sich um geladene Teilchen handelt, entsteht die Tscherenkow-Strahlung.

Das berühmte Schweizer Offiziersmesser wird von der Firma Victorinox hergestellt. Der Firmengründer Karl Elsener hatte die Messer zunächst nach seiner Mutter Victoria getauft. Als die Firma auf rostfreien Edelstahl wechselte, damals der neuste Stand der Technik, wollte sie dies betonen. Deshalb kam der Bestandteil „inox“ hinzu. (Auf Französisch heißt „rostfrei“ nämlich „inoxydable“.)

Etwas später gründete Paul Boéchat eine Konkurrenzfirma. Diese wurde 1907 von Theodor Wenger aufgekauft und in Wenger umbenannt. Heute ist diese Marke jedoch keine Konkurrenz mehr, sie wurde 2005 von Victorinox aufgekauft, die bis 2013 noch unter dieser Marke Taschenmesser verkaufte.

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